Korsika – Mare à Mare sud

Etappe 1: Von Muratello nach Cartalavone

Tag 1 unserer Wanderung führt uns 1000 Meter hoch von der Küste auf die Höhenzüge der Alta Rocca.

Steckbrief

Region: Südkorsika / Alta Rocca

Länge: 13,2 km

Höhenmeter: 1100 m

Tourenzeit: 5:10 h

Wanderzeit (in Bewegung): 4:12 h

Höchster Punkt: 1075 m

Tiefster Punkt: 110 m

Schwierigkeit: anspruchsvoll

Wegbeschreibung

Korsika empfängt uns mit englischem Gruß. Leichter Nieselregen, etwas Wind, aber angenehme Temperatur bestimmen den Morgen. Nach zwei Tassen starkem und gutem Kaffee geht es endlich los. Zuerst verläuft der Weg durch sanfte Hügel, links und rechts stehen locker verteilt Korkeichen, dazwischen liegen vereinzelt Felsbrocken. Wir überqueren den Ruisseau de Petrosu, an dessen Ufer schon viele bunte Vegetation erblüht und erreichen den Startpunkt des mare a mare sud am Fuße der Berge.

Korkeichen
Korkeichen

Hier treffen wir auf drei deutsche Jungs, die sich mit dem Taxi von Porto Vecchio haben bringen lassen. Das wird im Internet häufig empfohlen und vermutlich ist die Straße von Porto Vecchio hierher auch nicht gehenswert. Der Weg von Muratello ist für ein Einlaufen hingegen sehr gut geeignet, nicht anspruchsvoll und mit einer schönen Landschaft und Aussicht gesegnet.

Auf dem Wegweiser am Startpunkt sind 3h und 950 Höhenmeter bis L’Ospédale angeschrieben. Und das stimmt. Der Pfad führt durch blühenden Sträucher und gewinnt schnell an Höhe. Auf einen kleinen Plateau machen wir kurz Rast und genießen die weite Aussicht auf die Bucht von Porto Vecchio. Diese schöne Aussicht wird uns noch den Rest des Tages begleiten!

Offizieller Startpunkt
Offizieller Startpunkt

Alsbald geht der Pfad durch Pinienwälder und kreuzt mehrmals die Serpentinen der Straße nach L’Ospédale. Wir hören ständig Autogehupe und beobachten einen Korso, angeführt von zwei Motorrädern. Die vermeintliche Hochzeit entpuppt sich als Amateurradrennen! Viele Familienväter quälen sich schwitzend und verbissen die Straße empor, gefolgt von ihren Frauen und Kindern, die hupend und lautstark anfeuernd in den “Versorgungsautos” die Männer den Berg empor treiben 🙂

Gegen Mittag erreichen wir L’Ospédale. Ein Schild weist auf den Verkauf von hausgemachten korsischen Spezialitäten hin, das ist genau das Richtige für uns! Doch leider ist der dazugehörige Laden unauffindbar. Egal, wir besichtigen die kleine Kapelle am Ortsplatz und kehren zum Mittagessen in das bunte Restaurant L’Altagna ein. Es gibt dampfenden leckeren Wildschweingulasch und ein Glas Wein.

Restaurant L'Altagna
Restaurant L'Altagna

Nach L’Ospédale geht es mit der schönen Aussicht kurz auf der Straße weiter. Wir tauchen in einen märchenhaften Wald ein. Verschlungene Pfade durch große Felsen und umgestürzte flechtenbewachsene Pinien führen uns zu einem scheinbar verwunschenen Weiher. Leider erwartet uns keine Nymphe, stattdessen rostet ein alter Kanonenofen im Wasser vor sich hin. Der nadelbedeckte Waldboden schluckt unsere Schritte, nur der Ruf eines Kuckucks durchdringt die Stille. Das sind die Momente, die wir beim Wandern suchen.

Der Kanonenofen im Weiher
Der Kanonenofen im Weiher

Nach einem sanften Anstieg über Stock und Stein kommen wir am frühen Nachmittag an der Gîte in Cartalavone an. Gerade noch rechtzeitig! Draußen beginnt es wie aus Eimern zu schütten, wer jetzt noch unterwegs ist, muss heute auch nicht mehr duschen! Nach einem kräftigen Schluck Whisky beginnt für uns der gemütliche Teil des Abends.

Die Unterkunft in der Gîte ist schlicht. Einfache Metallstockbetten sorgen für den Flair einer Militärkaserne. Zum Glück sind wir alleine in der engen Sechs-Mann-Stube. Wir trocknen unsere Sachen und beobachten den Regen und die anderen ankommenden Wanderer. Hoffentlich wird das Wetter Morgen besser. Bei dem Regen will kein Hund raus!

Es regnet in Strömen
Es regnet in Strömen

Das Abendessen wird gemeinschaftlich im Restaurant eingenommen. Es gibt einen einfachen Makkaroniauflauf mit Hackfleisch, selbst zu Studentenzeiten hatten wir teilweise anspruchsvollere Mahlzeiten. Aber wo Hunger ist, wird auch gegessen 🙂 Das gemeinschaftliche Essen wird es in jeder Unterkunft geben und das ist eine sehr angenehme Sache!

Von den drei Deutschen erfahren wir, dass sie jetzt nach Ende ihres Studiums zusammen einen Aktivurlaub unternehmen wollten und sind in Internet auf den mare a mare sud gestoßen. Sie haben die Wanderung über einen Reiseveranstalter aus Nürnberg gebucht und zahlen etwa das Doppelte für die Unterkunft inklusive Gepäcktransfer. Dazu mussten sie sich noch selbst um Flug und Transfer vor Ort kümmern. Wir finden das schlicht unverschämt, für diesen “Service” benötigt man keinen Reiseveranstalter. Wir erörtern mit den Drei noch den kommenden Weg, ihre mitgegebene Wegbeschreibung ist nicht sehr umfangreich und mit dem Kartenlesen tun sie sich noch etwas schwer.

Fazit

Der erste Teil des Weges ist angenehm zu gehen. Sobald der Pfad die Serpentinen kreuzt, wird es anstrengender. Zum einen geht es direkt bergauf und das ständige Kreuzen der Straße ist nicht jedermanns Sache. Der Weg auf der Höhe von L’Ospédale nach Cartalavone ist wiederum sehr schön.

Die Unterkunft in der Gîte in Cartalavone ist zweckmäßig. In der Hauptsaison mit mehr Gästen dürfte es hier eng und ungemütlich werden. Das Essen ist genießbar, gute Küche darf man nicht erwarten.