Korsika – Mare à Mare sud

Etappe 5: Von Serra-di-Scopamema nach Sainte-Lucie-de-Tallano

Die Etappe von Serra di Scopamena nach Saint Lucie de Tallano entpuppt sich anstrengender als gedacht. Der schwierige Weg und steile Anstieg am Anfang macht uns zur Halbzeit unserer Wanderreise zu schaffen.

Steckbrief

Region: Südkorsika / Alta Rocca

Länge: 10,8 km

Höhenmeter: 525 m

Tourenzeit: 5:00 h

Wanderzeit (in Bewegung): 3:45 h

Höchster Punkt: 980 m

Tiefster Punkt: 390 m

Schwierigkeit: fortgeschritten

Wegbeschreibung

Unser heutiger Weg führt uns durch das Tal von Rui. Laut Beschreibung müssen wir nur 400 Meter runter und wieder hoch und das bei einer Laufzeit von 6 Stunden. Der vermeintliche Weg, den man von Scopamena auszumachen scheint, sieht eigentlich recht angenehm zu laufen aus. Noch!

Von Scopamena geht ein steiler steiler Knochenbrecherweg hinunter ins Tal. Der ehemals mit Naturstreinen gepflasterte Weg wurde in den letzten Jahren durch Regenfälle komplett zerstört. Wir staksen vorsichtig durch die kopfgroßen Brocken die 400 Meter hinab. Im Tal geht es ein Stück auf der Straße weiter. Bald schwenken wir von der Straße durch einen schönen Eichenhein Richtung Fluss. Nach einer schwankenden Metallbrücke geht es brutal steil hinauf. Anstatt dass -wie vermutet- der Weg gemächlich die Bergflanke hinauf führt, wird der erste Kamm auf den Monte Grosse im Frontalangriff genommen. Nach dem gestrigen Tag erobert sich der Weg seinen Respekt zurück und hinterlässt eine tiefe Kerbe im Höhenprofil der GPS-Aufzeichnung. Zum Glück verläuft der Pfad auf weichem dickem Waldboden, das ist eine Genugtuung für Knie und Muskeln.

Eichenhain am Riu
Eichenhain am Riu

Oben machen wir entkräftet zwischen blühendem Sanddorn Rast. 2,5 Stunden sind vergangenen. Wer gestern noch dachte, dass der Weg jetzt auf der Höhe bleibt, hat sich geirrt. Genauso steil geht es wieder runter auf halbe Höhe. Erst dann bleibt der Pfad konstant. Ein entgegenkommendes junges Päarchen meint, sie wären 2,5h unterwegs. Würde ja zu den 6h Gesamtzeit passen. Denkste. Nach der nächsten Kehre sehen wir schon Altagène, welches noch mindestens eine Stunde entfernt sein soll. 10 Minuten später trinken im bayerischen Biergarten mit Paulaner-Garnitur und einer Hawaiibar einen Kaffee und eine Cola. Bier war aus. Ste, der Besitzer, meint die Zeitangabe würde nicht stimmen. Stimmt!

Scopamena und Sorbollano
Scopamena und Sorbollano

Über die nächste Kuppe sind wir schell im sehr schönen St. Lucie de Tallano. Knapp vier Stunden bevor die Herberge überhaupt öffnet! Wir lassen die Rucksäcke dort und durchstreifen den beschaulichen Ort. Mehrmals, Zeit haben wir ja 😉 Mittags ist hier richtig viel los. Viele Touristen, ob mit alten Renaults, blitzenden Lamborghinis oder als Motoradgruppe durchfahren den Ort und bevölkern die Straßencafés am zentralen Platz. Philipp wird von der mit einem Schlag zurückkommenden Zivilisation fast erschlagen!

Sainte Lucie de Tallano
Sainte Lucie de Tallano

Wir sehen uns die für Korsika typischen Wohntürme und die mittelalterliche Kirche an. Ich kaufe mir einen neuen Hut und wir vertrödeln etwas Zeit irgendwie in einem Café bis das kleine Heimatmuseum an der Ölmuhle öffnet.

Sainte Lucie - Ölmühle
Sainte Lucie - Ölmühle

Endlich in der Herberge merke ich, dass der Tag doch sehr anstrengend war. Kopfweh macht sich bemerkbar, vermutlich kommt es durch eine Kombination aus Anstrengung, zu viel Sonne und zu wenig Trinken zu stande. Eine Ibuprofen und viel Wasser später falle ich in einen kurzen erholsamen Schlaf. Als ich aufwache ist es 17:00 Uhr, Essen gibts um 19:30 Uhr.

Wir überbrücken die Zeit im Café von vorhin, diesmal mit kühlen Bier. Der hiesige Gerstensaft heisst Pietra, ist mit Kastanien versetzt, hat 6 Umdrehungen und kostet 3,50 EUR für 0,33l. Kühl und lecker ist das ein wahrer Genuss, auch für Bayern 😉

Sainte Lucie de Tallano
Sainte Lucie de Tallano

Das Abendessen ist das mit Abstand beste Essen auf der Tour. So genial die Aussicht von Scopamena war, so genial ist die Mahlzeit in St. Lucie. Es gibt Kartoffelgratin und Schweinebraten in Honigsoße. Ich esse die Soßenreste am Ende aus der Schüssel mit Weissbrot, die Franzosen sind etwas verwirrt. Wir gehen bald ins Bett, der Tag war anstrengender als gedacht und mein linkes Knie macht mir sorgen…

Die Wirtin meinte, die nächste Etappen nach Burgo dauert 6,5h und damit länger als im offiziellen Führer. Sie wird recht behalten.

Fazit

Der erste Teil des Weges, insbesondere der Abstieg von Scopamena und der Aufstieg auf den Monte Grosse sind nicht zu unterschätzen.

Die Gite d`etape in St. Lucie de Tallano ist sehr zu empfehlen. Insbesondere wegen dem Essen und der älteren Betreiberin, die es stets geschafft hat, dass sich die Gäste wie in einem Hotel fühlen.