Korsika – Mare à Mare sud

Etappe 6: Von Sainte-Lucie-de-Tallano nach Burgo

Der letzte Tag auf dem mare a mare sud führt uns nach Burgo. Auf dem Punta d’Arja Vecchi erblicken wir nach sechs Tagen wieder das Meer.

Steckbrief

Region: Südkorsika / Alta Rocca

Länge: 16,0 km

Höhenmeter: 777 m

Tourenzeit: 7:30 h

Wanderzeit (in Bewegung): 5:15 h

Höchster Punkt: 760 m

Tiefster Punkt: 150 m

Schwierigkeit: moderat

Wegbeschreibung

Müde Gesichter begrüssen uns am Morgen. Unsere 4-Mann-Stube hat heute Nacht mehrere Hektar Wald gefällt. Das Frühstück war sehr gut, eine direkte Fortsetzung des Abendessens sozusagen. Unausgeschlafen muss ich mein linkes Knie mit Voltarensalbe und einer Stützmanschette versorgen, da beim Auftreten irgendein Band oder Muskel schmerzt.

Der Weg führt gemächlich an den Hängen von Tallano hinab nach Loreto, vorbei an einer Kapelle, die erst als Schafstall und später gar nicht mehr genutzt wurde.

Kapelle am Wegesrand
Kapelle am Wegesrand

In Loreto beginnt der Aufstieg auf den Punta d’Arja Vecchia, der uns noch vom Meer trennt. Die Steigung ist moderat, der Pfad ein typischer Mittelgebirgsweg, bewaldet und gut zu gehen. Mein Knie macht sich nicht mehr bemerkbar, offenbar ist es nur ein Muskelkater der nach etwas Warmlaufen verschwindet. Weiter hinauf gelangen wir auf einen alten offenen Hirtenpfad. Wir laufen in der prallen Sonne weiter, mein neuer toller Hut ist meine Rettung! Den höchsten Punkt des Tages erreichen wir gegen Mittag. Wir suchen Schutz im Schatten einer der wenigen Steineichen hier oben und machen lange und ausgiebig Rast.

Auf den Punta d’Arja Vecchia
Auf den Punta d’Arja Vecchia

Der Weg verläuft jetzt ebenerdig, mit toller Aussicht auf die gegenüber liegende Bergkette mit lauter kleinen Dörfern. Ein leichter Wind bringt Abkühlung, eine Wanderung durch Weinberge könnte schöner nicht sein. Über die nächste Kuppe und Kehre und es eröffnet sich ein traumhafter Blick auf die Bucht von Valinco und die bergige Küste. Das ist der Mühe Lohn! Der Pfad geht durch blühende, bunte Wiesen. Unzählige Butter- und Gänseblümchen, Lavendel, Maiglöckchen, Königskerzen und Ginster tauchen die Umgebung in ein Farbenmeer.

Auf den Punta d’Arja Vecchia
Auf den Punta d’Arja Vecchia

Leicht verträumt schlendern wir Richtung Fozzano und werden am Ortseingang Zeugen korsicher Separatistenjustiz. Ein neues Feriendomizil ist kürzlich heruntergebrannt, die Wände mit Hassparolen und den Kürzeln irgendeiner Gruppierung beschmiert. Volksfront von Korsika und korsische Volksfront lassen grüssen! Fozzano selbst ist ein verschlafener Ort. Jedes Haus ist von einer riesigen Weinrebe bewachsen, die sich über die Balkone bis unters Dach schlängelt. Die Pflanzen müssen schon mehrere Generationen Bewohner überdauert haben.

Fozzano
Fozzano

Von Fozzano nach Burgo sind es noch wenige Kilometer, aber der Weg wird uns arg schlauchen. Im Windschatten steht die Luft, die Nachmittagshitze und ein staubiger Pfad ohne Schatten tun ihr übriges. Im Schneckentempo krieche ich die nächste Erhebung empor und hinterlasse eine Schweissspur, die die Jagdhunde noch mehrere Jahre verwirren wird 😉

Vor Burgo
Vor Burgo

Im oberen Baracital haben wir ein angenehmes déjà-vu. Der Baraci sprudelt in Stromschnellen bei einer Mühlenruine durch schattigen Steineichenwald. Hier sammeln wir Kraft für den knackigen Aufstiegs nach Burgo. Durch eine natürliche Regenrinne geht es direkt hinauf zur Herberge. Hier ist der offizielle Endpunkt des mare-a-mare sud. Die Plicht ist geschafft, jetzt kommt die Kür!

Bucht von Propriano
Bucht von Propriano

Die Gîte “U Fracintu”, was soviel hießt wie “Bei den Zwilligen”, hat eine Terasse mit einem umwerfenden Blick auf Propriano und die Strände. Urlaubsstimmung kommt auf, aber wir haben noch einen Tag auf dem mare-et-montiert sud bis nach Olmeto. Die Unterkunft ist sehr angenehm, die Gîte ist eigentlich ein Hotelbetrieb. Die Anlage wurde nach einem Waldbrand vor zwei oder drei Jahren renoviert und ist in sehr gutem Zustand.

Fazit

Die letzte Etappe des mare a mare sud ist einer der schönsten Abschitte auf der Strecke. Die Landschaft und Flora um dem Punta d’Arja Vecchia ist berrauschend und die Ausblicke aufs Meer und die Küste sind einfach klasse.