Korsika – Mare à Mare sud

Etappe 2: Von Cartavalone nach Levie

Am zweiten Tag überschreiten wir am Col de Mela den Höhenzug, der die Alta Rocca vom Meer trennt. Unser Etappenziel ist Levie, eine nette kleine Ortschaft.

Steckbrief

Region: Südkorsika / Alta Rocca

Länge: 13,7 km

Höhenmeter: 694 m

Tourenzeit: 6:42 h

Wanderzeit (in Bewegung): 4:30 h

Höchster Punkt: 1334 m

Tiefster Punkt: 314 m

Schwierigkeit: moderat

Wegbeschreibung

Gestern Abend bin ich mit steinharten Schultermuskeln wie der Glöckner von Notre Dame ins Bett gekrochen und aus selbigem heute morgen wie ein junger Gott entsprungen. Ein kurzer Plumps in den Kaffeekessel und der Tag kann losgehen!

Die Wettervorhersage wird real, es erwartet uns strahlend blauer Himmel. Auf dem ersten Teil des Wegs kommt uns das ganze Wasser von gestern Nacht entgegen, alle Pfade sind zu kleinen Rinnsälen geworden. Starke Windböhen peitschen die letzten Wolkenfetzen aus den Bergen. Die neugekaufte Schlumpfjacke hält den Wind perfekt ab.

Bucht von Porto Vecchio
Bucht von Porto Vecchio

Nach den ersten zwei Kilometern befinden wir uns am Fuße des Vacca Morte, der toten Kuh. Der Gipfel mit seinen 1300 Metern soll einen schönen Ausblick über die Region bieten. Wir lassen die Rucksäcke am Wegesrand zurück und steigen hinauf. Das Panorama beschränkt sich heute Morgen leider nur auf die restlichen Wolkenfetzen. Eine Böhe vertreibt das Grau und lässt uns einen kurzen Blick auf den Stausee von Cartavalone erhaschen.

Stausee von Cartalavone
Stausee von Cartalavone

Nicht entmutigt und ordentlich warmgelaufen beginnen wir mit dem Weg nach Carbini. Ab dem Col de Mela wird der Pfad steinig und sehr steil, die mitgenommenen Trekkingstöcke werden zu unseren wertvollsten Begleitern auf der Strecke. Der Wind hat längst nachgelassen und wir bekommen perfektes Wanderwetter. Auf dem Abstieg erlangen wir sehr schöne erste Eindrücke von der vor uns liegenden Landschaft der Alta Rocca.

Carbini ist ein verschlafener idyllischer Ort am Fuße des Col de Mela und die erste Ortschaft der Alta Rocca. Das Ortsbild wird bestimmt von dem Turm der alten romanischen Kirche, welche leider dem Publikumsverkehr nicht mehr zugänglich ist. Es ist Mittag und wir suchen eine Kneipe am oberen Ortsende auf. Hier tagt der Gemeinderat zusammen mit dem Landrat. Gestern waren Präsidentschaftswahlen und Nicolas Sarkozy muß in die Sitchwahl mit Fracois Hollande. Es gibt hier einiges zu besprechen. Nach einem Kaffee und einer Cola gehen wir nochmal zum Kirchturm und packen unsere Vesper aus, ständig beobachtet von einem alten, schon fast toten Hund mit extrem krummen Beinen.

Carbini
Carbini

Nach Carbini führt uns ein uralter von den Zeiten gezeichneter Weg ins Tal des Fiumicicoli. Die mit dickem Moos bewachsenen Mauern, die den Weg einfassen, lassen nur vermuten, welche Gesellen vor vielen Jahrzehnten diese Wege beschritten. Dieser Abschnitt ist das Highlight des Tages.

Hinab zum Fuimicicoli
Hinab zum Fuimicicoli

Den Fluss überqueren wir auf einem Steg. Anschließend beginnt der letzte Teil der Strecke. Während dem Anstieg nach Levie müssen zwei kleinere Bachläufe durchwatet werden, ehe wir den Ort erreichen. Bei einem Gemeindearbeiter erfragen wir uns den Weg zur Gîte. Die Gîte macht erst um 16:00 Uhr auf, daher gehen wir nochmal durch den Ort. Die Ortschaft ist nachmittags sehr belebt. In der Hauptstraße hinter der Kirche sind viele kleine Cafés und Geschäfte, die von durchfahrenden Touristen besucht werden.

Levie
Levie

In der Gîte sind wir in einem Vier-Bett-Zimmer untergebracht, welches einen wesentlich besseren Eindruck als die Unterkunft in Cartavalone hinterlässt. Das Essen ist ebenfalls besser. Nur das Frühstück ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt in Frankreich klassischerweise keine Teller, man isst das Weißbrot(chen) direkt aus der Hand. Dafür gibt es Kaffee aus den typischen Schüsseln, die bei uns in Deutschland eher für Müsli verwendet werden. Ich gewöhne mich schnell daran, allerdings nicht an das Brot an sich.

Abends gehen wir noch mit ein paar Mitwanderern in die einzige offene Kneipe in Levie. Hier werden die Bordsteine auch schon um 19:30 Uhr hochgeklappt. Wir haben ersten Kontakt mit dem einheimischen Bier: Pietra, sehr teuer und sehr gut. Sainté!

Fazit

Wir lernen, dass Trekkingstöcke auf den steinigen Pfaden sehr zur Trittsicherheit beitragen und dass die Gîtes erst gegen 16:00 Uhr ihre Pforten öffnen. Es lohnt sich daher nicht, schon sehr früh an den Herbergen zu sein.

Der Weg ist ein guter Einstieg und lässt die Beschaffenheit des Wegs für die kommenden Tage erahnen.